Im Unternehmer-Spiel näherten sich spielerisch dem Thema „Erkenne Dich selbst – wie bringe ich in Erfahrung, wer ich bin?“ Das Spiel steht am Beginn der zweiten Veranstaltung des ersten Moduls zur „Identität des Unternehmers“, in dem es darum geht, herauszufinden, wer man als Unternehmer ist und sein kann.
Das „Erkenne Dich selbst“ verdankt sich der klassischen griechischen Philosophie. Es stand als Inschrift im griechischen Tempel des Apoll (dem Gott der Weissagung) und zielte auf die Aufforderung, zu erkennen, dass man ein sterbliches Wesen und kein unsterblicher Gott ist. In diesem Sinne erinnert der Ausspruch an die eigene Sterblichkeit und das eigene Mensch-Sein. In der Moderne hingegen, die mit Nietzsche Gott abgeschafft hat („Gott ist tot“), steht der Mensch in der Gefahr, sich selbst für göttlich zu halten und damit die göttliche Position des Herrschers über die Welt und die Natur zu beanspruchen. Im Sinne der alten Griechen ist es diese moderne Selbstüberschätzung, die uns Welt und Natur zerstören lässt.
Sich selbst zu erkennen ist wesentlich für den Unternehmer. Als solcher ist der Schöpfer seines Unternehmens und hat in ihm diese göttliche Position. Er ist die letzte, betriebliche Instanz und prägt mit seiner Person sein Unternehmen, das mit ihm identifiziert wird. Da er aber kein Gott sondern ein Mensch ist, ist es für ihn sinnvoll, seine eigene Besonderheit als Mensch und die eigenen Grenzen in Erfahrung zu bringen. Nur wenn er weiß, wer er ist, kann er um seine Qualität wissen, mit der er sein Unternehmen entwickeln kann. Und ohne diese Auseinandersetzung mit sich selbst wird es für den Unternehmer schwierig, persönlich für sein Unternehmen einzustehen und das Vertrauen seiner Kunden und Mitarbeiter zu gewinnen. Auch droht ihm die Gefahr, Risiken einzugehen, die ihm nicht gemäß sind und die er nicht verantworten kann. Menschliche Bildung im Sinne des Sich-selbst-Erkennens ist für den Unternehmer unabdingbar.
Die Beantwortung dieser Frage der Selbsterkenntnis bedarf persönlicher Erfahrungen und ihrer Reflexion. Im Unternehmer-Spiel werden die Teilnehmer in eine konkrete, offene Aufgabe gestellt, bei der es auf jeden ankommt und die sie nur gemeinsam lösen können. In der anschließenden Reflexion wird besprochen, wer welche Rolle übernommen hat und wie er sich zu den anderen ins Verhältnis setzte. Die Teilnehmer stellten erstaunt fest, dass jeder sich selbst gespielt hatte. Dieser Hinweis erwies sich als überaus produktiv für das weitere Gespräch der Veranstaltung, in dem jeder sich der Beantwortung der Frage annäherte, wer er ist.
