Entscheiden ist eine Führungsaufgabe, sowohl für Manager als auch für Unternehmer. Im Kern lassen sich zwei verschiedene Entscheidungsbegriffe unterscheiden, zwei unterschiedliche Modi, wie man entscheiden kann. Vorherrschend ist heute die Vorstellung der rationalen Entscheidung, die sich sowohl durch wissenschaftliche Ausarbeitungen (z.B. in der Managementlehre) als auch durch die alltägliche Praxis (z.B. als Entscheidung des Konsumenten im Supermarkt oder die des Wählers im politischen System) als „Normalfall“ der Entscheidung etabliert hat.

Edmund Heinen entwickelte den entscheidungsorientierten Ansatz der Betriebswirtschaftslehre und legte diesem das Wahlmodell zugrunde
Auswahl-Entscheidung
Rationale Entscheidungen wählen aus unterschiedlichen Alternativen die beste aus. Mehrere Möglichkeiten nötigen, wie im Supermarkt, zu einer Auswahl. Der Vorzug der einen gegenüber der anderen Alternative wird unter einem bestimmten Aspekt getroffen, einem Ziel oder einem Prinzip, das realisiert werden soll. Ohne ein solches Kriterium ist weder ein Vergleich noch eine Auswahl möglich. Der Vergleich ist konstitutiv für die Auswahlentscheidung.
Von einer Entscheidung wird in einer solchen Auswahlsituation insbesondere dann gesprochen, wenn die zu wählende Möglichkeit nicht unmittelbar auf der Hand liegt, sondern erst durch einen Entscheidungsprozess herausgefunden werden muss. Die verschiedenen Möglichkeiten scheinen gleich wählbar, sie konkurrieren miteinander und ein Abschluss der Auswahl ist nur durch Vergrößerung oder Übertreibung ihrer minimalen Differenzen zu erreichen. Entscheiden bedeutet dann einen Akt einseitiger Gewichtung für eine der sich bietenden Alternativen, einen Kunstgriff, mit dem der Entscheider die notwendige aber nicht gegebene Eindeutigkeit oder eine Wertdifferenz für eine der Auswahlmöglichkeiten herstellt. Diese willkürliche Übersteigerung von minimalen Differenzen von eigentlich gleichen Alternativen – wie zwischen Omo und Persil – nennt man gewöhnlich Entscheidung.
Existenzielle Entscheidung
Existenzielle Entscheidungen sind demgegenüber keine Auswahlentscheidungen, die auf ein bestimmtes Ziel oder Prinzip bezogen sind, sondern betreffen das Ganze der Existenz. Mit ihnen bestimmt der Entscheider, wer er selbst ist. Unternehmer zu werden ist zum Beispiel eigentlich nur als existenzielle Entscheidung möglich. Auch die „Wahl“ eines Ehepartners hat eigentlich einen solchen existenziellen Charakter. Die Auswahl unter Alternativen wie bei der RTL-Show „Der Bachelor“ zeigt gleichwohl, dass eine Entscheidung für einen „Lebenspartner“ auch als Wahl veranstaltet werden kann. Genauso kann man jede beliebige Auswahlentscheidung (für eine politische Partei, einen Ferienort oder ein Kleidungsstück) auch existenziell treffen.
Wird aus einer Wahl eine Entscheidung, verwandelt sich der Zusammenhang. Das Auswahlkriterium geht verloren, es geht nicht mehr um einen bestimmten Aspekt sondern um die ganze Existenz. Die unterschiedlichen Möglichkeiten sind nicht mehr abgrenzbar, es gibt nicht mehr verschiedene Möglichkeiten, sondern existenziell gibt es immer nur die eine Möglichkeit, die sich aber in unterschiedlichen Zusammenhängen verschieden darstellen kann. Die existenzielle Entscheidung fragt danach, als der, der man ist, in Erscheinung zu treten. Das Aufnehmen dieser Frage lässt die bisherige und die künftige Existenz in einem neuen Licht erscheinen. Sie lässt sich nur existenziell beantworten, indem sich im Handeln der, der man selbst ist, ausprägt. Die existenzielle Entscheidung ist die fortwährende Selbst-Entbergung, die nur im Handeln möglich ist und sich in ihm zeigt. Wer eine Entscheidung, in der er existenziell gefragt ist, im Modus der Wahl entscheiden will, dem wird die Wahl zur Qual. Das Fehlen eines Kriteriums führt in die Unentschiedenheit und der Verzicht auf ein Auswahlprinzip wiederum in ein blindes Ergreifen einer beliebigen Möglichkeit. Dieser Irrationalismus ist die Kehrseite des Anspruchs, dass Entscheidungen rational getroffen werden sollen. Sowohl rationale als auch irrationale Entscheidungen verfehlen aber die Bedeutung einer existenziellen Entscheidung und ignorieren, dass jede Entscheidung, auch Wahlentscheidungen, den Entscheider immer auch existenziell betreffen.

Die Unterscheidung zwischen Wahlentscheidung und existenzieller Entscheidung basiert auf einem Aufsatz von Heinrich Rombach im Handbuch philosophischer Grundbegriffe (Xenomos, 2003)
Manager entscheiden rational, Unternehmer existenziell
Manager entscheiden i.d.R. rational. Sie geben die existenzielle Verantwortung für die Entscheidung (an den Unternehmer) ab. Sie müssen sich lediglich für ihre Entscheidungen rechtfertigen können. Das rationale Wahlmodell, die „Produktion“ von zur Auswahl stehenden Alternativen und die Entscheidung, dass die eine die beste der alternativen Möglichkeiten ist, ist ein Rechtfertigungsinstrument für Manager (und Mitarbeiter).
Unternehmer sind gefragt, existenziell zu entscheiden. Sie stehen mit ihrer Person für ihr Unternehmen und kommen nicht umhin, es persönlich zu verantworten. Die Rechtfertigung durch das Wahlmodell hilft ihnen nicht, sie können es aber nutzen, z.B. indem sie ihrem Kunden (oder einem anderen Dritten) Alternativen anbieten, die anders aber im Wesentlichen gleich sind. Im Verkaufsprozess ist ein solches Vorgehen durchaus sinnvoll.
Wer selbst existenziell entschieden ist, mutet Anderen zu, sich dazu zu stellen, z.B. im Führungsprozess den eigenen Mitarbeitern. Dies ändert auch deren Modus. Sie müssen sich nicht rechtfertigen (bzw. es reicht dieses nicht aus), sondern „nur“ persönlich die Verantwortung übernehmen.
Im Unternehmer-Studium können Sie herausfinden, wozu Sie entschieden sind. Und sie können neuerdings wählen und sich nur für das erste Modul des Unternehmer-Studiums entscheiden…