Aha-Momente

Interview mit Univ.-Prof. Dr. Gerd Walger zum Unternehmer-Studium in der Bergischen Wirtschaft:

Für angehende und praktizierende Unternehmer bietet das IUU Institut für Unternehmer- und Unternehmensentwicklung an der Universität Witten/Herdecke ein praxisbegleitendes Unternehmer-Studium an. Im Fokus steht dabei die Unternehmerpersönlichkeit.

Herr Professor Walger, was ist ein Unternehmer-Studium?
Univ.-Prof. Dr. Gerd Walger: Das Studium zielt auf die Entwicklung unternehmerischen Selbstbewusstseins und ergänzt ein Fachstudium oder eine Ausbildung im technischen oder kaufmännischen Bereich. Nach unserer Auffassung ist es notwendig, sich seiner selbst als Unternehmer bewusst zu sein. Nur dann kann man der Schöpfer seines Unternehmens sein, es persönlich prägen und einzigartig machen und ihm im Wettbewerb einen Vorsprung verleihen.

Wie kam es zu der Idee?
Walger: Es gab damals mehrere Anlässe. Ein junger Mann wollte sich auf die Nachfolge im elterlichen Unternehmens vorbereiten und fragte mich, wo er Betriebswirtschaftslehre studieren solle. Die BWL bildet heute aber eher Manager aus – und keine Unternehmer. Ich konnte ihm also kein angemessenes Studium empfehlen. Ein zweiter Anlass war, dass der Unternehmer eines stark gewachsenen Betriebs mich fragte, wo er führen lernen könne, nicht allein managen. Mir wurde klar: Die Veränderung der BWL ist ein systematisches Problem für Nachfolger wie auch unsere mittelständische Wirtschaft insgesamt. Deshalb haben wir ein Studium entwickelt, das auf die Bildung von Unternehmern zielt.

Was zeichnet das Studium vor allem aus?
Walger: Wir machen keinen Unterricht und vermitteln keine Managementtechnik. Wir kommen mit jedem Teilnehmer in ein intensives Gespräch über seine Entwicklung als Unternehmer. Darin bildet sich das unabdingbare Selbstbewusstsein für seine Position. Dementsprechend gibt es keine formalen Voraussetzungen: Wir sprechen vorab mit jedem Kandidaten und probieren aus, ob seine Teilnahme sinnvoll ist.

Wie sieht das in der Praxis aus?
Sebastian Schalamon, Gebr. Rehbein GmbH & Co., Remscheid (Teilnehmer): Als Nachfolger eines Familienunternehmens wurde mir erst im Studium klar, dass wir uns immer stärker als Zulieferer-Betrieb positioniert hatten. Dieses Selbstverständnis hatte ich übernommen. Jetzt arbeite ich daran, es zu ändern und uns als Entwickler und Produzent zu verstehen, der seinen Kunden ein umfangreiches Angebot macht.

Tobias Dehler, Tangolima GmbH, Remscheid (Teilnehmer): Nach zehn Jahren als Unternehmer war ich an einer Entwick­lungsgrenze angelangt. Das Studium hat bei Themen wie Selbstverständnis, Team und Markt Aha-Momente ausgelöst, die neue Perspektiven eröffnet haben. Künftig will ich nicht nur Dienstleister, sondern auch Produktanbieter sein.

Im September beginnt der dritte Jahrgang. Welche Resonanz gab es bisher auf das Unternehmer-Studium?
Walger: Der erste Jahrgang, der im Juli fertig wird, will die Zusammenarbeit untereinander und mit uns fortsetzen. Und zwei Teilnehmer des zweiten Jahrganges, die sich zufällig auf einer Messe getroffen haben, sind über ihr Studium ins Gespräch gekommen, was einen dritten Unternehmer interessiert hat. Da haben sie angefangen, ihn für den nächsten Jahrgang zu werben. Eine bessere Resonanz kann man sich kaum wünschen.

Redaktion
Foto: Kristina Malis

 

 

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